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Gestern, am 9. November, jährte sich der Jahrestag der Reichspogromnacht zum 86. Mal. Bei den sogenannten November-Pogromen, die zwischen dem 7. und 13. November 1938 in Deutschland stattfanden, wurden Hunderte Jüdinnen und Juden ermordet oder in den Suizid getrieben, ihre Geschäfte, Wohnungen und auch Synagogen wurden zerstört.
Deutschlandweit fanden anlässlich dieses Gedenktages zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter auch in Papenburg. Jedes Jahr übernimmt eine andere Schule der Stadt die Organisation der Gedenkveranstaltung am ehemaligen Standort der Papenburger Synagoge; in diesem Jahr fiel diese Aufgabe dem Mariengymnasium zu. Die Schülerinnen griffen in einem vorab aufgezeichneten Interview mit dem ehemaligen Neonazi und heutigen Autor Philip Schlaffer das Thema des zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland auf.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Klezmer Ensemble des Papenburger Gymnasiums sowie vom Musikverein von 1996.
Auch die Bürgermeisterin von Papenburg, Vanessa Gattung, betonte in ihrer Rede die Bedeutung des Gedenkens an den 9. November und dankte den Anwesenden für ihre Anteilnahme:
„Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit, Sie alle hier am ehemaligen Standort der Papenburger Synagoge zu sehen – einem Ort des Gedenkens und der Mahnung. Ihre Anwesenheit zeigt, dass die Erinnerung lebendig bleibt und die Namen unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die auf dem Gedenkstein verewigt sind, nicht in Vergessenheit geraten. Heute, am 9. November 2024, erinnern wir uns gemeinsam daran, was geschehen ist und was nie wieder geschehen darf.“
In der Bundeshauptstadt fanden ebenfalls Gedenkveranstaltungen statt. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erinnerte an den 9. November 1938. Er mahnte dazu, im Kampf gegen Antisemitismus nicht nachzulassen. Auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, thematisierte die Reichspogromnacht im Rahmen der Feierlichkeiten zum Mauerfall. Der 9. November sei ein Schicksalstag für Deutschland, im Positiven wie im Negativen.
Der Zentralrat der Juden würdigte anlässlich des Jahrestages die Gedenkkultur in Deutschland und forderte zugleich mehr Engagement gegen Antisemitismus. Für den Präsidenten des Zentralrats, Joseph Schuster, ist die Erinnerungskultur in Deutschland auf einem guten Weg. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lobte Schuster die Vielzahl regionaler und überregionaler Veranstaltungen zu den November-Pogromen. Allerdings müsse aus dem Gedenken auch ein Bewusstsein für den heutigen Antisemitismus erwachsen. Schuster kritisierte zudem, dass es zu wenig finanzielle Unterstützung für KZ-Gedenkstätten gebe – insbesondere Deutschland müsse sich aufgrund seiner Geschichte verstärkt für den Erhalt dieser Orte einsetzen. Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte, wie wichtig es sei, Gedenkstätten gegen zunehmende Angriffe von Rechtsextremen und Geschichtsleugnern zu schützen.
Quelle: Babylon Television; Deutschlandfunk